Warum Tablets nicht einfach große Smartphones sind
Daniel Marx
Mittlerweile ist es auch den letzten Website-Betreibern klar, dass es heute wenig Sinn hat, lediglich eine Seite für Desktop-Rechner zu betreiben. Auch für mobile Geräte, also Smartphones und Tablets (und vielleicht auch bald weitere, zum Beispiel Google Glass) sollen Inhalte leicht zugänglich sein. Oft ist dabei das mittlerweile fast zum Standard gewordene Responsive Web Design die beste Lösung. Eine gemeinsame Seite, die sich den Bildschirmauflösungen der jeweiligen Endgeräte flexibel anpasst.
Aber Responsive Web Design ist eben nicht immer optimal. Denn manchmal macht es viel mehr Sinn, den Nutzern auf den verschieden Geräten auch verschiedene Inhalte anzubieten. Dazu muss man viel mehr den Nutzungskontext der verschiedenen mobilen Geräte beachten. Denn Smartphone und Tablet unterscheiden sich eben nicht nur in der Bildschirmauflösung, sie werden auch ganz unterschiedlich genutzt.
Tablet nicht unbedingt mobil
Zwar mag das Tablet einigen auch als Laptop-Ersatz für unterwegs dienen, zumeist aber wird es zu Hause in den eigenen vier Wänden genutzt. Das heißt: im eigenen WLAN, auf der Couch, zum bequemen Surfen in der Freizeit.
Wirklich unterwegs wird es eher selten genutzt. Oft fehlt ein eigener Datentarif für das Tablet, oder das Gerät selbst kann gar nur über WLAN ins Netz – von mobiler Nutzung kann also beim Tablet nicht unbedingt gesprochen werden.
Smartphone – noch immer in erster Linie Telefon
Smartphones dagegen sind immer mit dabei. Und sie werden auch konstant genutzt. In jeder freien Minute werden sie aus der Tasche gezogen, um zu telefonieren, Nachrichten zu schreiben oder schnell etwas nachzusehen. Für die meisten ist das Smartphone in erster Linie immer noch Telefon, erst in zweiter Linie werden die anderen Features genutzt.
Diese Ortsabhängigkeit bzw. eben -unabhängigkeit bringt auch unterschiedliche Nutzungsmuster mit sich. Smartphone-Nutzer haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, nutzen ihr Gerät aber sehr aktiv. Sie brauchen daher kurze, knackige Infos, die schnell und effizient auffindbar sind.
Tablet-Nutzer dagegen lehnen sich auch einmal zurück, konsumieren durchaus längere Inhalte, schauen sich Fotos und Videos an. Sie haben nicht den Zwang das Gerät schon wieder wegstecken zu müssen, weil sie zum Beispiel gleich aus der U-Bahn aussteigen müssen.
Dazu kommt, dass Smartphones ein sehr privater Gegenstand sind. Da sie die persönliche Kommunikationszentrale sind, gibt man sie nur sehr ungern aus der Hand. Zwar können Tablets auch sehr privat sein. Trotzdem ist es auch nicht unüblich, dass man sich ein Tablet teilt. Zum Beispiel als Paar oder in der Familie. Ein gemeinsames Smartphone eines Pärchen durfte dagegen eher selten sein.
It’s about User Experience
Was heißt das jetzt alles? Das heißt, dass die User auf ihren unterschiedlichen Geräten komplett unterschiedlich angesprochen werden müssen. Wer im Web etwas anbietet, sei es Website oder Webshop, und /oder wer Onlinemarketing betreibt, sollte sich nicht nur bewusst werden, wer seine Kunden sind, sondern auch, wie und wo die Zielgruppe die Inhalte nutzen wird.
Und dann sollte man entscheiden, ob sie in unterschiedlichen Situationen vielleicht auch unterschiedliche Inhalte brauchen.
Das heißt etwa für Websites, dass lange Texte, lange Ladezeiten für große Bilder oder Videos auf Smartphones eher stören, diese Inhalte auf Tablets aber durchaus erwünscht sind.
Online Advertising dagegen kann auf Smartphones tatsächlich mehr auf Standort- und kontextbezogene Werbung setzen, die wesentlich höhere Conversion-Rates bringen kann, da die User ja bereits unterwegs und in der Nähe sind.
Gleichzeitig empfiehlt es sich, bei Smartphones von der klassischen Bannerwerbung wegzugehen, da sie von den Usern auf den kleinen Displays meist nur als störend empfunden wird und so dem Werbetreibenden auch wenig bringt. Auf Tablets allerdings dürfte klassische Online-Werbung mit Bannern durchaus weiterhin Verwendung finden.