Let’s play a game!

Daniel Marx

Die Produktion großer Computerspiele ist mittlerweile aufwendiger und teurer als die der meisten Hollywood Blockbuster. Schließlich locken hier Einspielergebnisse im Milliardenbereich. Der Markt ist riesig: Die Menschen wollen spielen!
Ein Trend, der auf diesen Spieltrieb setzt, ist Gamification. Gamification, das heißt, Spielmechaniken, Spieldesigns und Spieledenken außerhalb des klassischen Kontextes eines Spiels anzuwenden.
Ziel ist es, Menschen zu Dingen zu bewegen, die sie sonst nicht, oder nur widerwillilg tun würden.

Gamifikation als Konditionierung

Was aber als neuer Hype verkauft wird, ist eigentlich alter Wein in neuen Schläuchen. Denn das Prinzip hinter der Gamification ist altbekannt und im Endeffekt nichts anderes als angewandte Verhaltenstherapie.
Zeigt jemand ein gewünschtes Verhalten, so wird das unmittelbar durch eine positive Verstärkung belohnt. Beim System der Token-Konditionierung, indem man als Belohnung einen vorher definierten Gegenstand (Token) bekommt.
Wurde eine gewisse Anzahl Tokens gesammelt, können sie gegen eine große Belohnung eingetauscht werden. Durch die stückweise positive Verstärkung können einerseits viel leichter neue Dinge spielerisch gelernt werden, andererseits motiviert sie dazu, sich mit ansonsten eher langweiligen oder schwierigen Aufgaben auseinanderzusetzen.

Wenn Super Mario im Spiel also gegen einen Würfel springt, bekommt er eine Münze. Hat er 100 Münzen gesammelt, gibt es dafür ein weiteres Leben. Im wahren Leben sammeln Kunden Bonuspunkte, wenn sie mit ihrer Kundenkarte einkaufen. Haben sie genügend gesammelt, können sie gegen Rabatte, ein Messerset oder Ähnliches eingetauscht werden.

Digitale Motivation

In Verbindung mit neuen digitalen, sozialen und mobilen Technologien,ergeben sich neue interessante Möglichkeiten. Durch Apps wie Highscore House lässt sich die lästige Hausarbeit in ein Spiel verwandeln, während Zombies, Run! beim regelmäßigen Fitness Training motiviert. Das interaktive Hörspiel schickt den Läufer auf Missionen durch eine Zombie-Apokalypse. Und wer dann beim abendlichen Laufen durch den Park das Kreischen einer Horde Untoter hinter sich vernimmt, wird vermutlich schneller sein, als die vielen Male vorher.

Unternehmen setzen immer öfter auch intern auf Gamification, um Mitarbeiter zu motivieren, ihnen den Umgang mit neuen Computerprogrammen beizubringen oder auch ganz reale Probleme durch Ideen der gesamten Mannschaft spielerisch lösen zu lassen.
Für die interne Fortbildung etwa setzt der Bayer Konzern auf ein Management-Spiel, bei dem die Teilnehmer konkurrierende Unternehmen leiten und sich auf dem Weltmarkt behaupten müssen.
Software Riese SAP belohnt die Wissensvermittlung im firmeninternen Social Network mit virtuellen Abzeichen, die aber ganz real zu einer Beförderung beitragen können.

Auch Kampagnen können gamifiziert werden. Auf dem Blog der Wiener Linien konnten die Leser Verstöße gegen die Hausordnung “wegklicken” und so Punkte und Badges sammeln. Und so ganz nebenbei lernten sie die Hausordnung der Öffis, und halfen durch das Teilen ihrer Badges auf sozialen Netzwerken den Blog bekannter zu machen.