Google Assistant: Die Künstliche Intelligenz hält Einzug

Im Oktober stellte Google auf der Google I/O mit Pixel das erste eigene Smartphone vor. Viel interessanter als die vielgelobte Hardware ist aber die tiefe Integration des „Google Assistant“ auf den Pixel Telefonen. Denn der Google Assistant hat das große Potential das Suchverhalten tatsächlich zu verändern.

Auch die anderen großen Player haben digitale Assistenten: Apples Siri ist schon seit 2011 auf den iPhones verfügbar und seit macOS Sierra auch auf Macs zu finden, Microsoft hat Cortana 2014 vorgestellt und auch Amazon hat einen persönlichen Assistenten namens Alexa. Und hatte nicht auch schon Google mit Google Now einen persönlichen Assistenten auf Android Geräten geliefert?
Tatsächlich war Google Now eine erste Version eines digitalen Assistenten, der verschiedene Informationen auf dem Gerät, aus persönlichen Accounts und dem Web bündelte und miteinander in Verbindung setzte. Mit Google Assistant folgt nun der nächste logische Schritt. Die Software soll ein echter Assistent werden, mit dem User eine tatsächliche Unterhaltung führen können und der auch selbstständig Tasks ausführen kann.

HAL 9000?

Wie auch die digitalen Assistenten von Apple, Microsoft und anderen hat Google die Assistenz App an eine Künstliche Intelligenz angedockt. Und genau hier liegt die Stärke Googles und der Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Der Konzern hat nicht nur bereits bewiesen, dass seine Künstliche Intelligenz funktioniert, sie ist bei Google auch an eine der größten Datensammlungen der Welt angeschlossen. Der springende Punkt aber ist, dass die Künstliche Intelligenz mit jeder Interaktion, die über den Assistant läuft, lernen wird. Nach anfänglichen Problemen wird er schnell besser verstehen: Sowohl Sprache als auch Sinn.

Sprachsuche im Wohnzimmer

Google Home auch ein echtes „hands-free“ Gerät eingeführt wird, das zukünftig nach den Vorstellungen des Konzerns im Wohnzimmer stehen soll. Ein Gerät, das die Sprachsuche extrem vorantreiben wird.
Google Home ist – ähnlich Amazon Echo – ein kegelförmiger Lautsprecher mit integrierten Mikrofon und Verbindung zum Internet. Mit den Worten „OK Google“ wird das Gerät aktiviert, um sich dann per Sprachsteuerung mit dem Google Assistant zu unterhalten. Der Star Trek Computer, den viele Google Ingenieure als Vorbild haben, wird damit zur Wirklichkeit.

Was bedeutet der Google Assistent für SEO?

Für Suchmaschinenoptimierung heißt die Verbindung von Sprachsuche und KI eine einerseits die Fortsetzung bereits bestehender Trends. Durch den Assistenten kommt aber noch eine weitere, gravierende Änderung hinzu. Für viele Anfragen werden die Suchergebnisseiten (SERPs) zurückgehen. Der User bekommt keine 10 blauen Links mehr, um sich daraus selbst das beste Ergebnis auszusuchen. Schon seit Jahren wächst der Knowledge Graph und gibt die wichtigsten Daten direkt auf der Suchergebnisseite aus. Wenn es eine klar „beste“ Antwort gibt, wird zukünftig der Assistent nur diese anzeigen oder vorlesen, statt zusätzlich weitere 10 Links anzuzeigen.
Können Antworten bzw. Suchergebnisse nicht vorgelesen werden, schickt Google Home die Antwort auf eine zugehörige Smartphone App. Wie SearchEngineLand schreibt, finden sich hier auch Links auf die Quellen gegebener Sprachantworten.
Natürlich gibt es aber auch viele Suchanfragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt. Die SERPs werden also nicht komplett verschwinden. Zumal komplett unklar ist, wie AdWords Anzeigen bei solchen Antworten ausgespielt werden können.
Darüber, wie man in Sachen Suchmaschinenoptimierung dem Google Assistant begegnen kann haben wir ein paar Thesen aufgestellt:
1) Strukturierte Daten und semantische Auszeichnungen werden wichtiger: Durch die gezielte Auszeichnung von Informationen hilft man dem Algorithmus noch besser zu verstehen, was bestimmte Angaben bedeuten und vor allem wie sie miteinander in Verbindung stehen.
2) Schnelle, kurze und vor allem eindeutige Antworten werden direkt von Google ausgegeben. Schon seit Jahren wächst der Knowledge Graph und gibt die wichtigsten Daten und oder kurze Definitionen als Featured Snippet direkt auf der Suchergebnisseite aus. Ziel kann es hier sein, die Info Quelle für das Featured Snippet zu werden, indem auf konkrete Fragen kurze und prägnante Antworten gegeben werden. Wie Eric Enge gezeigt hat bringt es durchaus mehr Traffic auf die Quellenseite, auch wenn die Kurzantwort schon auf der Suchergebnisseite, bzw. dann vom Assistenten gegeben wird. Für detaillierte Informationen zu einem Thema werden dagegen holistische Inhalte noch wichtiger. Sie sind relevant für Longtail-Anfragen.
3) Schon seit mit RankBrain die KI im Google Algorithmus die Finger im Spiel hat, werden User Signalen mehr Einfluss zugestanden. Bekommt die KI durch den Assistenten noch mehr Einfluss, werden diese noch wichtiger. SEO hat also noch mehr mit Usability zu tun.
4) Die Ergebnisse werden noch personalisierter: Der Google Assistant soll den individuellen User kennenlernen und ein persönlicher Assistent sein. Daher werden für jeden User Suchergebnisse noch unterschiedlicher sein, weil Hintergrundinfo und situationsbedingte Aspekte als Relevanzkriterien miteinfließen.
5) Je nach Branche muss womöglich breiter gedacht werden. Ein einfacher Webauftritt genügt vielleicht nicht mehr. Auf branchenrelevante Hubs müssen Profile erstellt und Informationen hinterlegt werden, aber auch Schnittstellen für automatisierte Anfragen von digitalen Assistenten könnten für bestimmte Unternehmen relevant werden.