Ein Netzwerk aus Netzwerken
Daniel Marx
Facebook. Sobald es irgendwo um das soziale Netzwerk geht kommt sofort auch immer Kritik. Und im Kreuzfeuer dieser Kritik stehen in der Regel die Nutzungsbedingungen und Datenpolitik des US-Konzerns. Und das meist völlig zu Recht.
Dass man mit seinen Aktivitäten auf Facebook dem Konzern umfassende Rechte an seinen Daten einräumt sollte mittlerweile eigentlich jedem klar sein. Wer nicht will, dass das geschieht, der sollte einfach Facebook-Abstinent blieben.
Oder zu einem anderen sozialen Netzwerk wechseln. Denn schließlich gibt es in den weiten des Netzes einige Alternativen zum großen, bösen, datensammelnden Unternehmen.
Den Alternativen fehlt die Masse an Mitgliedern
Doch das Problem ist oft dasselbe. Man ist in andern Netzwerken alleine. Diejenigen Menschen mit denen man in Verbindung bleiben will sind – auf Facebook.
Denn genau das ist Facebooks Stärke an der sich alle Mitbewerber und Nachahmer die Zähne ausgebissen haben: Die riesige Masse an Mitgliedern.
Denn in der Tat gäbe es genügend Projekte die sich dem Problem der Nutzerdatenspeicherung angenommen haben. Am bekanntesten ist dabei am ehesten das OpenSource-Projekt Diaspora, für das sogar Facebook Chef Zuckerberg spendete. Und auch daneben gibt es zahlreiche Netzwerke wie Friendica, Elgg oder die Twitteralternative Identica.
Das Stichwort bei vielen dieser Alternativen ist Dezentralität. Denn die Plattformen können als Software auf dem eigenen Server gehosted werden. So gibt es keinen zentralen Anbieter mehr dem die eigenen Nutzungsdaten übermittelt werden und der womöglich auch noch Ansprüche auf sie stellen könnte. Die eigenen Daten liegen auf dem eigenen Server und können nach eigenen Vorstellungen verwaltet werden. Wer nicht selbst hosten will oder kann, kann sich auch bei verschiedenen öffentlichen Portalen anmelden.
Aus vielen Kleinen wird ein Großes
Weil aber beim Nebeneinander vieler kleiner Netzwerke das Erreichen einer kritischen Masse an Mitgliedern recht schwierig ist, soll in Zukunft auf die weitere Vernetzung untereinander gesetzt werden. Auf Friendica ist es bereits möglich mit Mitglieder anderer Netzwerke in Verbindung zu treten. Es soll als eine Plattform für viele Kanäle dienen, eine wechselseitige Kommunikation ist aber leider oft noch nicht möglich.
Vor einigen Monaten hat sich nun auch ein ThinkTank gefunden, der zum Ziel hat diese vielen unabhängig voneinander arbeitenden Netzwerke zu verbinden. Das Projekt Social Swarm will eine offene Schnittstelle ins Leben rufen durch die sämtliche Anbieter zusammengeschlossen werden. Mitmachen kann dabei jeder.
Die Mitgliedschaft bei einem speziellen Netzwerk wäre dann zweitrangig. Jeder könnte die Nachrichten, Statusmeldungen, Fotos,… seiner Freunde auf seiner Plattform sehen. Egal ob die Freunde auf derselben Plattform angemeldet sind oder nicht. Emails können ja schließlich auch an Empfänger mit Emailaccounts auf fremden Providern geschickt werden.
Aber vor allem könnte man zusammen schneller und einfacher eine kritische Masse an Mitgliedern erreichen. Ist die einmal zusammen stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Mitgliederzahl danach stetig anwächst.
Wenn die Etablierung einer solchen Schnittstelle gelingt darf man auf jeden Fall gespannt sein, ob sich ein Gegennetz zu den Plattformen zentraler Anbieter entwickeln wird. Oder diese Anbieter sogar Teil eines solchen Netzwerks werden würden.