Der EdgeRank – Warum sieht man meine Posts nicht?

Daniel Marx

Wenn ich bei Facebook etwas poste, dann können alle meine Freunde oder Fans diesen Post in ihrem Newsfeed sehen. Davon gehen viele User und überraschenderweise auch viele Seiten-Admins bei Facebook immer noch aus. Dabei gelangt nur ein Bruchteil der Beiträge meiner Freunde in den eigenen Newsfeed.

Der Newsfeed wird schon lange gefiltert

Denn schon seit 2006 werden die Posts im Newsfeed nach bestimmten Kritierien gefiltert. Mit dem sogenannten EdgeRank, oder offiziell News Feed Algorithmus, errechnet Facebook die Relevanz eines Postings für jeden einzelnen User. Der errechnete Wert entscheidet dann, wem ein Beitrag wann gezeigt wird. Es wird also nicht der Wert des Postings an sich berechnet, sondern der Wert eines Postings für jeden User. Wie genau der EdgeRank dabei arbeitet ist nicht bekannt. Auf jeden Fall aber werden folgende drei Faktoren berücksichtigt:

1. Affinität: Der Algorithmus checkt, wie intensiv die Beziehungen zwischen dem Poster eines Inhalts und dem möglichen Empfänger sind: Wie oft wird die Page oder die Chronik besucht? Wie oft werden Beiträge des Posters geliked oder kommentiert? Wie viele gemeinsame Freunde hat man mit dem Poster bzw. wie viele der Freunde des möglichen Lesers sind auch Fans der Page?

2. Gewichtung: Was ist überhaupt der Inhalt des Postings um das es geht? Ist es ein Statusupdate? Ein Link? Ein Bild? Wie stark wird mit dem Beitrag interagiert? Wird er oft geliked, geteilt und kommentiert?

3. Zeit: Als dritter Faktor spielt der Zeitpunkt des Postings eine wichtige Rolle. Der EgdeRank versucht natürlich den Newsfeed aktuell zu halten. Je mehr Zeit also seit dem letzten angezeigten Beitrag vergangen ist, desto besser für das aktuelle Posting.

Aber warum gibt es diese Einschränkung der Sichtbarkeit überhaupt? Warum nicht einfach alle Beiträge der Personen und Seiten, mit denen man verbunden ist, anzeigen? Begründet wird der Filter damit, dass nur für den einzelnen User auch wirklich interessante und relevante Beiträge angezeigt werden sollen. Außerdem würden einfach zu viele Postings im Newsfeed landen, und damit die Übersichtlichkeit für die User verloren gehen. Geht man von einem Durchschnittsuser mit 200 Freunden und 30 Page-Likes aus, kommt da tatsächlich so einiges zusammen.

Doch natürlich steht Facebook seit dem Börsengang unter dem Zwang, seine Dienste und Daten zunehmend zu monetarisieren. Auch wenn Facebook das dementiert, darf man wohl spekulieren, dass der EdgeRank Algorithmus immer mal wieder “strenger” wird, um mehr Sponsored Posts zu verkaufen.
Weil das Ziel des Algorithmus, Beiträge zu begrenzen, und das Ziel der Seitenbetreiber, hohe Reichweiten zu erzielen, einander naturgemäß diametral gegenüber liegen, wird der EdgeRank von Social Media Verantwortlichen zunehmend verteufelt. Wer aber garantierte Reichweite will, muss wohl in Zukunft öfter zahlen.

Schon letzten Oktober gerieten viele Seiten-Admins in leichte Panik, nachdem die Reichweiten ihrer Page-Postings deutlich zurückgegangen waren. Jetzt zeigt ein Blogger der NY Times, Nick Bilton, dass die Reichweite seiner Posts seit Anfang des Jahres erneut eingebrochen ist. Nur wenn für die Hervorhebung eines Posting bezahlt wurde, kam es an die alte Reichweite heran.

In Zukunft zahlen?

Erfolgreiches Marketing auf Facebook wird also immer schwieriger. Denn nicht nur die Fanzahl der Page einer Marke ist entscheidend, sondern die Anzahl der Fans, die auch wirklich mit den Beiträgen erreicht werden.
Es bleiben zwei Wege, in Zukunft als Unternehmen Facebook zu nutzen. Einerseits sollte versucht werden, solche Inhalte zu teilen, die möglichst eine hohe Interaktion hervorrufen. Das heißt wieder einmal, möglichst guten und für viele Fans relevanten Content zu produzieren. Andererseits sollten nicht nur Texte und Links geteilt werden, sondern auch Bilder und Videos, weil diese oft bessere Interaktionsraten haben.
Daneben sollte doch aber zumindest hin und wieder für das Hervorheben ausgewählter Beiträge als Sponsored Post bezahlt werden, um sich eine gewisse Reichweite zu sichern.

Social Media nicht nur auf Facebook konzentrieren

Beim ganzen Ärger über die sinkende Reichweite der Beiträge und den bösen EdgeRank sollte man auch im Hinterkopf behalten, dass eine Facebook-Page noch immer kostenlos ist. Facebook bietet also für jedes Unternehmen kostenlos die Infrastruktur, um viele potentielle Kunden zu erreichen.
Vielleicht schadet es auch nicht, sich trotzdem einmal auf anderen Netzwerken umzusehen. Denn sobald man im Facebook Newsfeed die Beiträge seiner Freunde zwischen immer mehr bezahlten Werbepostings suchen muss, verliert Facebook mit großer Sicherheit für die User an Attraktivität. Vor allem Google+ könnte dann – auch aus SEO Gründen – für viele Unternehmen doch noch äußerst attraktiv werden …